Seit dem Altertum ist der Wein nicht nur als landwirtschaftliches Erzeugnis und in der Medizin wichtig, sondern spielt auch eine Rolle in den Religionen. In der Tradition der jüdischen Bräuche – Noah gilt als der erste Winzer – hat der Wein im Christentum vielfache Bedeutung. Wichtig ist er vor allem für die wichtigste liturgische Handlung des Abendmahls. Für den von den Römern auch nach Norden verbreiteten Weinbau spielten die entstehenden Klöster eine zentrale Rolle als Experten für die Professionalisierung der Weinproduktion, als Zentren der Wissensbildung und der technischen Entwicklung. Zudem waren sie führende Produzenten von Wein – so sind die rund 200 Hektar Anbaufläche des ehemaligen europaweit exportierenden Klosters Eberbach im Rheingau als Hessische Staatsweingüter immer noch das größte deutsche Weingut.
Für alle Winzer gleichermaßen sind neben dem richtigen Boden, der Lage und der guten Pflege vor allem die Wetterbedingungen entscheidend. So nahmen sie Zuflucht zu vielen Schutzheiligen, die als Patrone von Bruderschaften, Genossenschaften, von ganzen Weinbergen oder einzelnen Lagen bis heute von der starken religiösen Prägung des Berufstandes der Winzer, Weinhändler, Küfer und verwandter Berufe zeugen. Zu den Namenstagen der Fürsprecher für die Ernte, die Weinstöcke und den Wein selbst entstanden viele regionale Feste und Bräuche. Zu den Weinheiligen, den in Weinbergen, Kirchen, Kapellen und Bildstöcken Statuen und Bilder gewidmet wurden, zählen Andreas, Apollinaris von Ravenna, Bartholomäus, Bonifatius Cyriacus, Donatus von Arezzo, Florian, Florinus von Vintschgau Genoveva, Goar, Huna (Hunna), Jodokus, Johannes, Johannes der Täufer, Hartmann von Brixen, Julianus von Le Mans, Laurentius, Leopold III. „der Fromme”, Maria Magdalena, Martin von Tours, Mauritius, Medardus, Mitrias von Aix, Morandus, Odilia, Otmar von St. Gallen, Pankratius, Petrus & Paulus, Sebastian, Severin von Norikum, Theobald von Provins, Theodor von Sitten, Tycon von Amathus, Ulrich von Augsburg, Urban, Urban I., Urban von Langres, Vinzenz von Valencia, Vitus (Veit), Walter von Rebais, Werner von Oberwesel. Der hl. Urban, Papst von 222 bis 230 und meist mit einer Weintraube dargestellt, gilt unter ihnen als einer der wichtigsten. Sein katholischer Gedenktag ist der 25. Mai, der Urbanstag. Ausgangspunkt seines Kultes scheint die Benediktinerinnenabtei Erstein im Elsass gewesen zu sein, die um das Jahr 850 die angeblichen Reliquien des Heiligen erhielt. Der Schutzpatron gegen Frost, Gewitter und Blitz scheint die Rolle als Winzerheiliger erst durch eine Verwechslung mit dem heiligen Urban von Langres († 375, Bischof von Langres und Autun) übernommen zu haben.
Mehr zur Rolle der Klöster für den Weinbau: Franz Staab, Agrarwissenschaft und Grundherrschaft. Zum Weinbau der Klöster im Frühmittelalter, in: https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/staab-agrarwissenschaft-grundherrschaft-weinbau-kloster-fruehmittelalter.html
Unser Gesprächspartner: Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts (DWI), der zentralen Kommunikations- und Marketingorganisation der deutschen Weinwirtschaft. Kontakt: Deutsches Weininstitut GmbH, Platz des Weines 2, 55294 Bodenheim, Telefon: +49 6135 9323-0, Fax: +49 6135 9323-110, Internet: https://www.deutscheweine.de

